Ganz klar, es war Liebe auf den ersten Blick. Schon nach den ersten paar Runden im Galopp hatte Cairo, der sanfte Riese aus Tschechien, die Voltis um den Finger gewickelt. Dabei kam er einst eigentlich als Notlösung in den Stall von Claudia Döller-Ossenberg-Engels da spontan ein Pferd für die Westfälische Meisterschaft fehlte.
Zwei Wochen vor der Landesmeisterschaft stand unser Team ohne Pferd da. Caram war für die EM nominiert und Dragoner sollte keine Gruppe mehr laufen. Hilfe kam aus Tschechien. Petra Cinerova stellte kurzerhand den Fuchswallach zur Verfügung. Viel Training war da natürlich nicht mehr möglich. Aber das machte auch nichts. Denn der Wallach strahlte eine Ruhe aus, die
Vertrauen gab. Ein Galoppsprung wie der andere, äußere Einflüsse interessierten ihn nicht. Von der Kür wurden nur einzelne Teile geturnt, um das Pferd nicht zu überfordern. Dennoch lief auf der
Meisterschaft dann alles rund. Und spätestens jetzt war auch das letzte Teammitglied unsterblich verliebt.
Am liebsten hätten sie den Fuchs gar nicht wieder gehen lassen. Doch der Verein hat eigentlich kein Geld für ein Pferd mit diesem Potenzial. Doch das Team gab nicht auf. Kämpfte und überlegte gemeinsam, wie die Kosten getragen werden könnten. Kurzerhand wurde eine Sponsorenlauf organisiert, die Voltigierbeiträge fürs S-Team erhöht und auch die Versorgung wurde organisiert. Damit konnten die Voltigierer den Vorstand überzeugen.
Seit einigen Wochen steht Cairo nun in Neuenrade und entwickelt sich prächtig. Die Voltis geben ihm Zeit, sich einzuleben und verwöhnen ihn nach allen Regeln der Kunst. Beim Voltigieren lassen sie es noch langsam gehen. Die Pflicht läuft Cairo bereits wie ein alter Hase. Da bringt ihn nichts aus der Ruhe. Seit einigen Tagen stehen auch die ersten Kürblöcke auf seinem Trainingsprogramm. Ein wenig wirft ihn das noch aus der Balance - aber keinesfalls aus der Ruhe. Bis zum Saisonstart wird er auch diese Herausforderung mit Bravour meistern, da sind sich die Voltis sicher.
Maria Höfer ist die, die jeder kennt, die alle mögen und ohne die vermutlich nichts ginge. Im Mittelpunkt stehen, ist nicht ihr Ding, aber sie hat dieses Portrait einfach verdient, denn ohne sie ginge nichts beim RV Altena. Sie ist rettender Helfer, kulinarische Beauftragte, Seelentröster und unser Fels in Brandung.
Pferde gehören zum Leben der Höfers dazu. Maria selbst liebt den Pferdesport und ist wohl das, was man eine ambitionierte Freizeitreiterin nennt. Aufopferungsvoll kümmert sie sich um ihre
Vierbeiner, ihr Wohl liegt ihr am Herzen. Aber genauso das ihrer Mitmenschen. Es gibt wohl kaum jemanden im RV Altena, der Maria noch nicht sein Herz ausgeschüttet hat. Sie ist einfach immer da.
Wenn es irgendwo brennt, ein Helfer oder ein guter Rat gebraucht wird, heißt es mehr als einmal am Tag: „Ruf mal eben Maria an!“ Denn auf sie ist Verlass.
Wohl kaum jemand kann die Verköstigung unserer Gäste und Mitglieder so planen wie sie. Wenn man sie nachts um 3 Uhr anruft und fragt, wie viel Pakete Mehl in den Waffelteig fürs Dorfcafé kommen,
wüsste sie sicher auch das. Es ist die Liebe zu dem, was sie tut, was ihr Wirken so wertvoll macht. Natürlich werden beispielsweise die Brötchen auf dem Turnier nicht einfach auf den Teller
gelegt, nein, sie werden schön angerichtet, das Auge isst schließlich mit.
Auch als TT hat sie sich bewährt. Ob mit ihrer Tochter und Enkeltochter auf den Reitturnieren oder mit unseren Voltis auf den Turnieren in ganz Europa. Sie weiß, wann ein Handtuch gebraucht wird,
wann die Peitsche, wann ein Leckerchen oder wann man den Sportlern einfach mal gut zureden muss.
Maria steht immer in der zweiten Reihe, aber ohne sie in der zweiten Reihe, hätten alle in der ersten ein gehöriges Problem. Liebe Maria, wir sind froh, dich zu haben und für uns gehörst du ganz
klar in die allererste Reihe!
So ein Pferd, das hat man nur einmal im Leben. Er ist kein sportliches Wunderpferd. Die Gänge sind wohl eher normal, er steht auch nicht gerade im Hengsttyp – aber er ist ein echtes Charakterpferd. Eines der Sorte „Jahrhunderpferd für die Herzen“. Die Rede ist von Dream Dancer. Jenem Voltigierpferd, auf dem wohl nahezu jeder Voltigierer im Reitverein Altena seine Karriere begann.
Dream Dancer macht was er will, aber das mit jeder Menge Charme. Als er vor mehr als 15 Jahren zum Reitverein Altena kam, war er ein eher frecher Jungspund. Er galoppierte für sein Leben gerne,
unkontrolliert, aber ohne zu Bocken. Egal, wie kurz die Longe, wenn Dream Dancer wollte, galoppierte er auch im Radius von 1,50 Meter an der Longe. Aber er liebte die Kinder, bei ihnen war er von
Anfang an ein Lamm.
Schnell wurde er zum Vereinsliebling, lernte immer mehr und war schon bald das Verlasspferd Nummer 1. Während er im Voltigieren seine Passion fand, machte er es seinen Reitern alles andere als leicht. „Schön ist wohl was anderes“, hieß es mehr als einmal. So leichtfüßig er beim Voltigieren daher galoppierte und sensibel auf die Hilfen wartete, so „büffelig“ war er beim Reiten. „Ihr müsst mehr an der Durchlässigkeit arbeiten“, durften sich die Reiter mehr als einmal in den Reitstunden anhören, wenn Dream Dancer mal wieder entschied, das Galopp die Gangart der Wahl ist. Im ordentlichen Tempo versteht sich, mit Lenkung, aber ohne Bremse oder Gas – Voltigalopp eben. Auch beim Springen zeigte er Freude – wenn auch nicht viel Talent. Dream Dancer sprang das, was er wollte und wie er wollte. Aber immer mit Spaß.
Auf der Wiese zeigte sich, dass er im Fach „Pferdsprache“, noch Nachholbedarf hatte. Er fand alle Pferde super nett, vor allem die Frauen und leckte sie von oben bis unten ab. Klar, dass das den Damen nicht gerade gut gefiel und so musste er doch immer kräftig einstecken. Da er auch hier unbelehrbar war, wurde beschlossen, dass ein Herdenleben Dreamers sicheren Tod bedeuten würde. Fortan durfte er mit ausgewählten Kumpels das Leben auf der Wiese genießen und er fühlte sich sichtlich wohler.
Dream Dancer hatte seien Platz im Leben gefunden und zeigt bis heute sein Kämpferherz beim Voltigieren. Er wurde zum WBO-Seriensieger und wuchs gemeinsam mit seinen Voltis an den immer schwereren
Aufgaben. Innerhalb eines Jahres ging es von der Klasse E in die Klasse L.Als Pferd des Juniorteams ging es bis zu den Westfälischen Meisterschaften, wenig später gewann er mit der L-Gruppe das
Nachwuchschampionat in Münster, siegte bei Horses and Dreams, nahm am Fünf-Länder-Vergleichswettkampf und auch als Einzelpferd an Landesmeisterschaften teil zudem wurde er mehrfach
Kreismeister.
Über all die Jahre machte er sich einen Namen als der „brave kleine Fuchs aus Altena“. Auch heute noch dreht Dream Dancer seine Runden als Voltigierpferd – allerdings nur noch im Schritt für die Minis. Seit diesem Jahr gehört Dream Dancer auch nicht mehr dem Reitverein Altena. Seine jahrelange Reitbeteiligung und Wegbegleiterin Nina Baumann hat ihn übernommen. Er darf nun sein Rentnerleben in vollen Zügen genießen. Koppel, leichte Dressurarbeit, Kindervoltigieren, Ausritte und Bodenarbeit stehen auf dem Programm, denn bis heute ist der kleine Kämpfer fit und fordert täglich die Aufmerksamkeit seiner Menschen.
Ein Leben ohne Pferde? Für Claudia Döller-Ossenberg-Engels unvorstellbar. Von Kindesbeinen an ist sie vom Pferdesportvirus infiziert. 2011 verwirklichte sie sich mit ihrer Familie den Traum von einer eigenen Reitanlage. In Küntrop ist ein kleines Leistungszentrum für Voltigieren und Springreiten entstanden.
Sie kann sich noch gut erinnern. Als Kind musste sie sich die Reitstunden hart verdienen, ihre Eltern hatten nicht die finanziellen Mittel, um ihrer Tochter täglichen Reitunterricht oder gar ein eigenes Pferd zu ermöglichen. Jede freie Minute nutze Döller-Ossenberg-Engels, um zu den Pferden zu kommen. Damals noch in Dortmund, wo sie geboren und aufgewachsen ist. „Ich hätte alles gemacht, um eine Runde zu reiten. Ställe misten, Pferde putzen oder jeglichen erdenkbaren Nebenjob“, erinnert sie sich. Übers Reiten lernte sie auch ihren späteren Mann Ralf Ossenberg-Engels kennen, der ebenfalls aus einer pferdeverrückten Familie kam.
Seitdem hat sich viel verändert. Der Fokus auf der Reitanlage in Neuenrade liegt ganz klar auf dem Leistungssport. Auf dem Hof trainieren nicht nur die hocherfolgreichen Voltigierer des Reitvereins Altena, sondern auch Springreiter, die bis zur höchsten Leistungsklasse S erfolgreich sind. „Pferde sind nach wie vor unsere große Leidenschaft. Jedes einzelne gehört für uns zur Familie und wird auch so behandelt. Ich bin davon überzeugt, dass so gute Leistungen, wie zuletzt in Dortmund nur erreicht werden können, wenn eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Mensch und Tier besteht“, erklärt Döller-Ossenberg-Engels ihre Philosophie. Daher legt die Pferdefrau viel Wert auf artgerechte Haltung und professionelles Training. Täglicher Weidegang, perfekte Pflege und eine individuell angepasste und häufige Fütterung gehören ebenso dazu wie Ausritte zur Entspannung und Training mit anderen erfolgreichen Trainern der Region, um das Wissen stetig zu erweitern.
Das Herz von Döller-Ossenberg-Engels schlägt besonders fürs Voltigieren. Als Kind hatte sie selbst auf Pferden geturnt, allerdings lang nicht so professionell wie es heute gemacht wird. „Wir hatten einen Gurt mit einfachen Griffen. Mehr Komfort für Mensch und Tier gab es nicht.“ Vor gut 20 Jahren war sie es, die das Voltigieren für den Reitverein Altena wieder intensiver anbot. Die Abteilung wuchs und wuchs. Es folgten erste Turnierteilnahmen und der Ehrgeiz war geweckt. Mittlerweile steht der Name Döller-Ossenberg-Engels für Voltigiersport auf internationalem Spitzenniveau bis hin zu den Weltmeisterschaften. „Ich würde schon sagen, dass ich sehr ehrgeizig bin und auch viel von meinen Schülern erwarte, aber der Spaß muss dennoch immer dabei sein“, erklärt die Trainerin. Doch trotz des Durchbruchs in die Weltspitze vor gut drei Jahren vergisst die Dahlerin die Basis nicht. „Nachwuchsarbeit ist das A und O. Wir müssen die Kinder mit Freude an unseren Sport heranführen. Sie müssen Lernen, dass man für ein Tier Verantwortung hat. Wer bei mir reitet oder voltigiert, lernt auch den richtigen Umgang mit dem Pferd oder Pony.“
Pferdesport, so sagt sie, sei ein ganz besonderes Hobby. Es koste jede Menge Zeit, man habe kaum Freizeit aber das sei es Wert. „Wie schön es ist, wenn die kleinen Kinder die ersten Male zu uns kommen und über das ganze Gesicht strahlen, später freuen sie sich über erste Erfolge und auch für mich selbst ist jedes Turnier noch einmal etwas Besonders. Ob auf dem Turnier oder im Alltag, die Pferde bescheren uns immer wieder intensive Momente des Glücks.“
Die Voltigierer des Reitvereins Altena werden am Wochenende auch auf dem Gertrüdchen ihr Können präsentieren. Interessierte können sich dann auch über die Angebote des Reitvereins Altenaauf der Reitanlage Döller-Ossenberg-Engels in Küntrop informieren. Beispielsweise über den Voltigierunterricht für Kinder.